Special: Jetzt weht dann wieder ein anderer Wind!
Special: Jetzt weht dann wieder ein anderer Wind!
Die Sommerferien neigen sich (zumindest bei uns in der Ostschweiz) dem Ende zu, der Start des neuen Schuljahres steht vor der Tür.
Meine Kinder mussten sich diesen Spruch: «jetzt weht dann wieder ein anderer Wind!» öfters mal anhören. Auch ich mag mich daran erinnern, wie besorgte Nachbarn mich darauf aufmerksam machen wollten, dass nun Schluss mit lustig ist und der Ernst des Lebens wieder beginne. Klingt nicht gerade mutmachend, oder?
Nicht nur für Schulkinder, nein auch für Teenager und selbst für die Eltern ist der Start nach den Sommerferien oft eine herausfordernde Zeit. Vor allem dann, wenn vieles neu ist und man sich an einen ganz neuen Tages- und Wochenrhythmus gewöhnen muss.
Nebst den Schulkindern, die wieder starten liegt mir eine «Spezie» ganz besonders am Herzen: All jene Teenager, die die Schule beendet haben und nun mit der Lehre beginnen. 9 Jahre zuvor wurde die Einschulung gefeiert, doch dieser Übertritt ist mindestens so einschneidend, wird aber aus meiner Sicht oft etwas vernachlässigt.
Doch sind wir uns bewusst, dass dieser Schritt nicht nur ein grosser Übertritt ist, sondern er für unsere Teenager auch gleich das Eintauchen in die Welt der Erwachsenen bedeutet?
Plötzlich ist man Teil eines Teams aus Erwachsenen und nicht mehr umgeben von Gleichaltrigen. Statt einem Lehrer hat man nun einen oder mehrere Chefs. Neben 8 -9 Stunden Arbeit jeden Tag dürfen noch Hausaufgaben gemacht und auf Prüfungen gelernt werden und zu guter Letzt schrumpfen die jährlichen Ferien plötzlich von 13 auf 5 oder wenn es gut geht 6 oder 7 Wochen zusammen.
Je nach Beruf, den man gewählt hat, kommt noch etwas weiteres dazu: Man trägt Verantwortung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Menschen. Entscheidungen und die Art und Weise wie man eine Arbeit ausführt haben plötzlich weitreichende Konsequenzen.
Nachdem mein jüngstes Kind gerade die Lehre abgeschlossen hat und ich diese Zeit nun dreimal in komplett unterschiedlichen Branchen begleiten durfte, komme ich zu folgendem Schluss: Teenager in dieser Phase brauchen vor allem etwas: einen Heimathafen!
Dieser Hafen darf verschiedenes beinhalten:
Ein Ort, wo man sich entspannen kann und versorgt wird. Ein liebevoll gerichtetes Mittagessen zum Mitnehmen oder ein warm gestelltes (oder extra gekochtes) Abendessen werden kaum je so sehr geschätzt, wie in dieser Phase.
Meine Mama hat mir nach jedem Arbeitstag um 20 Uhr noch ein Abendessen gekocht und bereitgestellt. Dafür bin ich ihr bis heute dankbar!
Ein offenes Ohr, oder auch zwei: Alles ist neu in diesen ersten Wochen und ein gewisser Berufsstolz setzt (hoffentlich) ein. Nachdem wir jahrelang nach einem «wie wars in der Schule?» mit einem «normal halt» abgespiesen wurden, ändert sich das jetzt vielleicht. Plötzlich gibt es wieder etwas zu erzählen.
Mir kam bei unserem Sohn nun mein «Nachteulen-sein» entgegen. Wenn er als angehender Koch um 22 oder nicht selten auch 23 Uhr nachhause kam, fiel es mir nicht schwer aufzubleiben und noch ein Schwätzchen zu halten. Das haben wir 3 Jahre lang so gemacht, nach jedem Arbeitstag. Und ich würde es wieder tun!
Ermutigung: «Du schaffst das!» Die meisten «Lehrlinge» haben in den ersten Wochen irgendwann eine Krise und sprechen nicht selten vom Aufhören oder Lehrstelle wechseln. Das mag in einigen Fällen berechtigt sein (und dann brauchen sie umso mehr unsere Unterstützung bei der Neuorientierung!) doch ganz oft brauchen sie auch einfach Eltern die gelassen bleiben, ermutigen und unterstützen, um diese Durstrecke zu überwinden.
Mein Tipp: Eine Woche Herbstferien nehmen, statt «Ferien aufsparen». Mit etwas Abstand relativiert sich vieles. Und wenn es sich nicht relativiert, hat man es wenigstens versucht und kann die nächsten Schritte gehen.
Barmherzigkeit: Vielleicht hat man als Eltern jahrelang am «Ämtliplan» gefeilt und darum gekämpft, dass die Kinder etwas zum Haushalt beitragen. Doch ganz ehrlich, von Teenagern, die gerade in die Arbeitswelt katapultiert wurden, und neben Job und Berufsschule auch noch Lernen sollten, (ganz zu schweigen von Freizeit und Hobby, was ja auch wichtig wäre) noch zu erwarten, dass sie das Bad putzen, ist vielleicht etwas viel verlangt? (Natürlich hängt die Auslastung vom Beruf ab, eine FaGe ist am Abend wahrscheinlich energiemässig eher im roten Bereich als jemand, der im Büro arbeitet.
Wir dürfen in dieser Zeit barmherzig sein, denn es kommen auch wieder andere Zeiten!
Begleitung: Der neue Rhythmus, das selbstständig unterwegs sein, das neue Budget (soviel Geld plötzlich!) usw. All das sind Herausforderungen die auf unsere Teenager zukommen. Die einen wuppen das relativ locker, die anderen brauchen hier mehr Begleitung. Und auch hier giltet: Alles ist ein Prozess, Fehler gehören dazu, als Eltern dürfen wir sie da durch coachen.
Fazit: Gerade während der Lehre brauchen uns unser Teenager nach wie vor! Und eigentlich ist es doch etwas Schönes, wenn wir unsere jungen Leute auf dem Weg ins Berufsleben und in die Selbstständigkeit begleiten dürfen, oder?
Ps. Ich gehe davon aus, dass oben genannte Punkte auch für Teenager gelten, die eine weiterführende Schule besuchen. Vielleicht nicht im gleichen Ausmass und wahrscheinlich gibt es dort andere wichtige Punkte. Wenn du diese Erfahrungen gemacht hast, magst du vielleicht davon erzählen?
Und apropos Teenager: Noch bis zum 5.September hast du die Möglichkeit dich für den Onlinekurs «Teenager verstehen», der als Selbstlernkurs stattfindet, anzumelden!
Nach der Anmeldung hast du bis zum 5. November Zeit, die freigeschalteten Videos ganz in deinem Tempo und so oft du möchtest zu schauen. Dazu gibt es 2 freiwillige Zoom-Meetings für deine Fragen.
Dieser Kurs eignet sich für Eltern von Teenagern (ab ca. 11 Jahren) und für Fachpersonen die mit Teenagern arbeiten.
Hier bekommst du alle Infos zum Kurs: