Ich hatte grosse Angst...
Grosser Bär und kleiner Bär waren gute Freunde. Sie erlebten viel miteinander und hatten Spass zusammen. Der grosse Bär kümmerte sich um den kleinen Bären und half ihm bei kleinen und grossen Schwierigkeiten. Er war so ein richtig guter, grosser Freund.
Doch plötzlich war der grosse Bär verändert. In gewissen Situationen verhielt er sich ganz anders, als der kleine Bär es erwarten würde oder es sich gewohnt war. Und das stellte den kleinen Bären vor ein Rätsel. Was war nur los mit dem grossen Bären?
Ich denke, wir alle kennen solche Situationen aus unserem Alltag. Wir verstehen nicht, warum eine Person, vielleicht sogar unser Kind, sich plötzlich ganz anders verhält oder können nicht einordnen, warum jemand Ängste oder gar Zwange entwickelt. Und auch manch ein Kind mag das schon erlebt haben. Vielleicht bei einem Gspänli, das nach einem lauten Knall die Flucht ergreift, oder das auf ein harmloses «Sticheln» richtiggehen aggressiv reagiert…
Der grosse Bär konnte zuerst nicht wirklich sagen was los ist. Die Worte schienen ihm zu fehlen. Doch der kleine Bär beobachtete den grossen Bären und irgendwann begriff er: «Das Feuer neulich im Wald muss wirklich schrecklich gewesen sein.»
Und da konnte der grosse Bär zustimmen. Er hatte grosse Angst gehabt, dass er nicht heil aus dem Feuer kommen würde und immer, wenn ihn nun etwas an das Feuer erinnert, kommt diese Angst zurück. Verständlich, oder?
Was der grosse Bär hier in so einfache und verständliche Worte packt, ist der Kern von Trauma, kindgerecht erklärt.
«Ich hatte grosse Angst, dass ich nicht heil aus der Situation herauskomme und immer, wenn mich etwas an die Situation erinnert, kommt diese Angst zurück.»
Und diese Angst ist der Grund, warum der Bär, oder auch wir Menschen uns dann manchmal für andere «komisch verhalten».
Der kleine Bär tat das einzig Richtige: Es kuschelte sich an den grossen Bären und sagte zu ihm, er werde immer zu ihm halten und für ihn da sein:
«Ich werde immer für dich da sein, auch wenn du dich mal nicht so gross und mutig fühlst. Egal, wie weit wir rennen, wie laut wir brüllen oder wie lange wir miteinander schweigen».
Ist das nicht wunderschön und bräuchten wir nicht alle so einen Bärenfreund?
Ich habe lange nach einem Bilderbuch, welches Trauma einfach und kindgerecht erklärt, gesucht. Mit dem Buch «Was ist los mit dir, grosser Bär?» bin ich fündig geworden. Ich denke es wird so manchem Kind in meiner Praxis helfen, sich selbst oder auch Personen in seinem Umfeld zu verstehen.
Es klärt in sehr einfühlsamer und wertschätzender Art und Weise darüber auf, was Trauma und «posttraumatische Belastungsstörung» (PTBS) ist. Ausserdem spendet es Trost und zeigt, wie wir als Bezugspersonen helfen können.
Wenn ich auf die Schulzeit meiner Kinder zurückblicke, könnte ich einige «Gspänli» meiner Kinder aufzählen, die Schweres erlebt hatten. Meine Kinder drückten öfters mal ihr Unverständnis aus, für gewisse Verhaltensweisen und Reaktionen. Und ich versuchte ihnen, so gut es ging, nahezubringen, dass wir nicht wissen können, was andere schon erlebt haben und was der Grund für dieses oder jenes Verhalten sein könnte.
Dieses Buch wäre mir auf jeden Fall eine Hilfe für solche Gespräche gewesen. 😊
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