Lustige, schöne und blöde Geheimnisse…

 
 

Ich habe meinen Kindern erklärt, dass niemand ihnen verbieten darf, ein Geheimnis mit mir zu teilen. Ausser es geht um Geburtstag oder andere Ausnahmen natürlich. 😉 Aber grundsätzlich bedeutet «das darfst du niemandem erzählen!» nicht, dass man es nicht Mami und / oder Papi erzählen darf.

Diese Gespräche habe ich mit meinen Kindern geführt, um dem vorzubeugen, dass sie schwere Geheimnisse von anderen Kinder alleine tragen müssen (darum ging es im letzten Blog). Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, der mir sehr wichtig ist:

Menschen, die es nicht gut meinen mit Kindern, operieren auch oft mit Geheimnissen: «Das, was wir heute gespielt haben, darfst du niemandem erzählen, das ist unser Geheimnis. Wenn du es doch erzählst, passiert etwas schlimmes» so oder ähnlich kann das dann klingen. Manchmal wird das, was getan wird auch gar nicht mit Worten als Geheimnis bezeichnet. Manchmal liegen die Drohung und auch die Scham einfach in der Luft und es ist klar, dass darüber nicht gesprochen werden soll…

Leider ist es in den meisten Fällen nicht der «böse Fremde», der übergriffig wird, Grenzen überschreitet, Kinder missbraucht. Leider sind das meistens Personen aus dem Umfeld, Bekannte, Verwandte also, von denen man es nie denken würde. Der liebe Onkel, der freundliche Nachbar, die Babysitterin… Ich möchte hier keinen Generalverdacht aussprechen und ich möchte auch keine Angst schüren. Aber es ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und dass wir durch kleine Massnahmen unsere Kinder schützen.

Und so eine Massnahme kann ein Gespräch über Geheimnisse sein. Man kann sich dabei überlegen, was es für Geheimnisse gibt: Wenn wir jemandem einen Streich spielen, ist das ein lustiges Geheimnis. Wenn wir ein Geschenk verstecken bis zum Geburtstag ist das ein schönes Geheimnis. Und wenn wir jemanden überraschen, ist das ein spannendes Geheimnis. Und was wäre denn nun ein blödes, trauriges oder gar schlimmes Geheimnis? Im gemeinsamen Gespräch kann man sich das überlegen und Beispiele sammeln. Vielleicht hat jemand schon mal etwas diesbezüglich erlebt und mag das teilen. Eigene Erlebnisse und Beispiele erzählt man am besten in ganz einfachen, altersentsprechenden Worten. Je nach dem ist es gut, sich auch vorher zu überlegen, welche Details man erzählt und welche besser nicht.

Und dann kann und sollte man Raum schaffen für die Fragen der Kinder und diese ebenso einfach und kindgerecht beantworten. Wenn man eine Frage nicht gleich beantworten kann, ist es auch okay zu sagen «du da muss ich zuerst darüber nachdenken, ich gebe dir die Antwort morgen» oder auch «das weiss ich jetzt selbst nicht so genau, aber ich informiere mich und werde es dir sagen!»

Ich finde es sinnvoll und hilfreich, wenn man solche Gespräche mit etwas Positiven beendet. Zum Beispiel könnte man sich zusammen ein lustiges oder spannendes Geheimnis ausdenken?

 

 
 

Eine Hilfe für solche Gespräche kann das Buch «Für das Geheimnis bin ich zu klein» vom Ellermann Verlag sein:

«Joost freut sich: Er ist schon so gross, dass er tolle Geheimnisse gut für sich behalten kann. Wie zum Beispiel, dass er bald ein Geschwisterchen bekommt, oder was er zum Vatertag im Kindergarten gebastelt hat.

Als jedoch Joosts Babysitter ihn badet, ihn anfasst, wo es Joost unangenehm ist, und ihm dann verbietet, über dieses «Spiel» zu sprechen, bekommt Joost Angst. Er ist verstört und unglücklich. Für dieses Geheimnis ist er viel zu klein.

Ein einfühlsames Bilderbuch, in dem die Autorin sich die Worte von Kindern zu eigen macht, um das Thema Missbrauch «aussprechbar» zu machen. Sensibel erzählt, mit ausführlichen Informationen im Anhang.» (Klappentext)

Bitte lies das Buch aber unbedingt zuerst allein durch, bevor du es mit deinem Kind anschaust. Ev. möchtest du einzelne Details auch weglassen oder umformulieren. Das Buch kann eine gute Gesprächsgrundlage sein, wenn man beim eigenen Kind vermutet, dass etwas vorgefallen sein könnte. Und sowieso auch einfach zum sensibilisieren und ins Gespräch kommen.

Ps. Hast du schon mein Workbook “Hilfe Pubertät” entdeckt?

Für alle Eltern mit Kinder im Alter von 8 - 12 Jahren. Mit Infos über die Pubertät und vorallem mit vielen Tipps und Ideen, wie man die Zeit vor der Pubertät nochmal so richtig nutzen kann um dann gut gerüstet auf die “Expedition Brückenüberquerung” zu starten.

 

Verfügbar als E-Book und als Ringbuch