"Das darfst du aber niemandem erzählen!"

Im letzten Sommerlager sind sie mir wieder einmal aufgefallen: Mädchen, die tuscheln und kichern und miteinander Geheimnisse teilen. Irgendwie gehören solche «Freundinnen – Gespräche», in denen es darum geht, wer gerade auf wen cool findet oder auch nicht, einfach zum Mädchen sein dazu. Ich jedenfalls erinnere mich gut an diese Zeit und auch daran, wie wichtig man den Hinweis «das darfst du aber niemandem erzählen!» genommen hat.

 

Bild: Olya Adamovich from Pixabay

 

Mir begegnen aber immer wieder auch Mädchen, die nicht einfach Mädchen-Geheimnisse, sondern im Grunde genommen schwere Lasten anvertraut bekommen.  

(Bis jetzt kenne ich das Phänomen v.a. von Mädchen. Aber natürlich können auch Jungs betroffen sein. Der Einfachheit halber bleibe ich bei der weibl. Form, aber es gilt selbstverständlich auch für Jungs!)

Da geht es um die Freundin, die so sehr unter den Konflikten mit ihrer Mama leidet, dass sie nicht mehr leben möchte. Oder um jene, die sich regelmässig selbst verletzt, jene die zuhause geschlagen wird, jene die ein Problem mit Essen hat, usw.

Kinder also, die massive Probleme haben und sie exklusiv mit ihren gleichaltrigen Freundinnen teilen. Natürlich haben diese Kinder keine Ahnung davon, was sie ihren Freundinnen für eine Last auferlegen, besonders dann, wenn diese niemandem etwas erzählen dürfen. Für diese Kinder sind es einfach nur Geheimnisse, und die teilt man nun mal mit der besten Freundin.

Und diese beste Freundin trägt dann die schwere Last des Wissens um eine grosse Not. Solche Mädchen geraten oft in einen echten Konflikt: Sie möchten loyal sein und ein Geheimnis auf keinen Fall «ausplaudern». Gleichzeitig spüren sie oftmals, dass die Last eigentlich zu schwer ist, und nicht selten wissen sie auch, dass die Freundin eigentlich unbedingt Hilfe bräuchte.

Wie können wir diesen Kindern helfen?

Ich habe mit meinen Kindern ab einem gewissen Alter über das «Geheimnisse teilen» gesprochen. Wir haben überlegt, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt. Und ich habe meinen Kindern erklärt, dass niemand ihnen verbieten darf, ein Geheimnis mit mir zu teilen. Ausser es geht um Geburtstag oder andere Ausnahmen natürlich. 😉 Aber grundsätzlich bedeutet «das darfst du niemandem erzählen!» nicht, dass man es nicht Mami und / oder Papi erzählen darf.

Mit dieser Aussage wollte ich unter anderem oben beschriebener Situation vorbeugen. Und tatsächlich kam es nicht selten vor, dass eines meiner Kinder sich mit genau so einer Last mir anvertraute. Natürlich müssen wir als Eltern dann weise und mit Fingerspitzengefühl weiter vorgehen. Aber das Wichtigste ist, dass unsere Kinder nicht Lasten alleine tragen müssen, für die sie noch viel zu jung sind.

Wenn wir als Eltern nah dran und in Verbindung mit unseren Kindern sind, spüren wir oft, wenn das Kind belastet und nicht mehr so frei ist. Selbst wenn wir noch kein solche klärendes Gespräch geführt haben, können wir auch immer noch in der Situation drin das Gespräch suchen: «Hey, ich spüre, dass dich etwas belastet. Gell, du darfst mit allem zu mir kommen. Auch mit Dingen, wo jemand vielleicht gesagt hat, du darfst es niemandem erzählen. Wenn du spürst, dass es dich belastet, darfst du es mir erzählen!»

Druck zu machen oder etwas «herauspressen» zu wollen bringt in diesem Fall jedoch wenig, beziehungsweise ist sogar eher kontraproduktiv.

Manchmal hilft es auch, dem Kind eine geeignete Alternative vorzuschlagen. Das Gotti vielleicht, die ja die Gspänli sowieso nicht kennt…

Und für manche Kinder bin eben ich diese Alternative, weil ich ja eh unter Schweigepflicht stehe. Das ist noch recht schlau, oder? 😊

 

Um Geheimnisse geht’s dann auch im nächsten Blog. Aber das ist noch geheim! 😉

 

Ps. Falls du Preteens zuhause hast, also Kinder zwischen 9 und 13 Jahren findest du viele Informationen und praktische Tipps zu dieser Phase im Workbook «Hilfe Pubertät!»