«Übermorgen vertragen wir uns» oder Streit gibt’s in den besten Familien...

«Übermorgen vertragen wir uns» oder Streit gibt’s in den besten Familien...

Streit ist zwar eines der alltäglichsten Themen und gleichzeitig sprechen wir relativ wenig darüber. Streit unter Geschwistern, unter Eltern, unter Gleichaltrigen… Kombinationen gibt es gewiss genug.

Auch Bär und Biber hatten einmal Streit. Der Auslöser war, wie so oft, eine unbedachte Bemerkung. Die beiden gingen sich daraufhin aus dem Weg. Aber beide vermissten den anderen auch. Ach, was soll man da nur machen?

Die Lösung wäre natürlich, wenn der andere einsehen würde, dass er falsch lag und sich entschuldigen würde. Haben wir das nicht alle schon gedacht?

Bär und Biber jedenfalls schoben beide die Entschuldigung raus, keiner konnte sich überwinden und den Anfang machen. Die Lösung brachten schliesslich die Ameisen, ohne dass sie das geplant hätten oder dass es ihnen bewusst war. Aber das ist auch nicht so wichtig, Hauptsache, Bär und Biber verstehen sich wieder. Ende gut, alles gut.

Eine wunderbare Geschichte über Streiten, sich Verzeihen und zusammen Spass haben.

Ich finde, sie eignet sich sehr gut, um Kindern über das Thema Streit ins Gespräch zu kommen. Anhand der Geschichte erleben die Kinder, dass Worte verletzen aber eben auch ganz viel wieder in Ordnung bringen können.

Eltern könnten ihren Kindern mit dieser Geschichte auch erklären, dass Mama und Papa eben auch manchmal wie Bär und Biber sind. Dass sie sich mit Worten verletzen und es dann etwas Zeit braucht, bis sie sich wieder versöhnen. Und dass so ein Streit oft gar nichts mit dem Kind zu tun hat. Diese Botschaft ist für Kinder, die meistens davon ausgehen, dass sie Schuld sind am Streit, sehr entlastend.

Und wie ist das jetzt eigentlich mit dem «Entschuldigung sagen»? Wenn wir schon dabei sind, können wir vielleicht mit unseren Kindern im Schulalter auch gleich noch über Gefühle wie Reue und Scham sprechen. Das Wort «Entschuldigung» ist ja kein Zauberwort, das man einfach im richtigen Moment sagen kann und dann ist alles wieder gut. Auch wenn es manchem Kind, das mit dem Satz: «jetzt musst du aber Entschuldigung sagen» aufwächst, so vorkommen mag.

Wir wissen alle, dass einer echten Entschuldigung das Gefühl der Reue vorausgeht. Ich persönlich finde deshalb auch die Aussage «es tut mir leid» passender, denn sie trägt diesen Teil der Reue bereits in sich und ist viel weniger salopp als, wie die Schweizer es oft sagen, ein «Tschuldigung».

Reue und Schuldbewusstsein sind verletzliche Gefühle und oft legt sich die Scham darüber. Es ist uns in vielen Fällen unangenehm und braucht vielleicht auch Mut, zu Fehlern zu stehen. Kurz, wir schämen uns. Und da geht es unseren Kindern nicht anders. Scham zeigt sich oft nicht so direkt, aber sie steckt hinter vielen Verhaltensweisen. Bär und Biber haben sich beide voreinander versteckt, ob da vielleicht auch Scham im Spiel war? Ich vermute es.

Scham verträgt keinen weiteren Druck und keine Blossstellung sonst wird es schnell unerträglich. Wer jemanden verletzt hat, sich dessen bewusst ist und mit der Scham kämpft, kann viel besser Ermutigung brauchen, vielleicht auch ein «ich geh mit dir da durch» Und das Zaubermittel ist wie bei so vielem: Spiel und Humor!

Bei Bär und Biber war das eben die Sache mit den Ameisen. Plötzlich mussten beide herzlich lachen und die Scham war verschwunden. Bei grösseren Kindern könnte Humor auch Ironie und etwas Sarkasmus sein. Bei kleineren Kindern vielleicht ein Stofftier, das ausspricht, was sich sonst gerade keiner getraut zu sagen…

Wirkliche Einsicht und Reue braucht übrigens gemischte Gefühle. Die Fähigkeit, Gefühle zu mischen entsteht erst im Alter zwischen ca. 5 und 7 Jahren. Deshalb macht es Sinn, vorher zwar über diese Dinge zu reden und sie vorzuleben, aber eine Entschuldigung niemals einzufordern. Denn es ist gut möglich, dass das kleine Kind einfach noch nicht in der Lage dazu ist. Und dann sollten wir auch das mit dem Zauberwörtchen sein lassen. Ich habe mich dann einfach jeweils für das Kind entschuldigt, im Sinne von «mit gutem Vorbild vorangehen».

 

“Bär freut sich, denn heute trifft er seinen besten Freund Biber am See. Doch dann sagt Biber etwas, das Bär verletzt. Dabei hat Biber es gar nicht so gemeint. Er versteht nicht, warum Bär sauer ist. Grummelnd gehen beide davon. Sollte sich Bär entschuldigen? Oder sollte Biber sich entschuldigen? Keiner der beiden traut sich, und so vergeht ein Tag nach dem anderen, an dem sie sich nicht sehen. Dabei vermissen sie einander schrecklich! Nach dem längsten Tag wird beiden dann endlich klar, wie wichtig es ist, Entschuldigung zu sagen. Denn ihre Freundschaft ist stark wie ein Baum und tief wie seine Wurzeln.”

Von Britta Sabbag und Eefje Kuijl / Schneiderbuch.de

 

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Angela Indermaur