Als der Hirte sein Gesicht bekam...
Jahr für Jahr stand unser kleiner Junge vor der aufgebauten Krippe und bestaunte die Figuren. Maria und Josef, die Hirten mit ihren Flöten und Schäfchen und die Könige mit dem imposanten Kamel… Für ihn war es immer das Highlight der Weihnachtszeit, wenn wir die Krippe aufbauten. Nur eines störte ihn: die Figuren hatten allesamt kein Gesicht! Er verstand einfach nicht, warum sie nicht «fertig» waren, da fehlte doch etwas!
Und eines Tages entschied der kleine Junge, dass es an der Zeit war, diesen Makel zu beheben. Der auserkorene, der fortan mit kindlich aufgemalten Augen, Nase und Mund sein da sein fristen musste, war ein Hirte. Wahrscheinlich hätten sein Schicksal noch einige Figuren geteilt, wäre ich nicht dazu gekommen.
Weil diese Figuren nicht einfach irgendwelche Figuren waren, sondern jede einzelne mit viel Liebe zum Detail von mir handgefertigt, kann man sich vorstellen, wie begeistert ich von seiner Idee war…
Ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Aber ich weiss noch, wie ich ganz vorsichtig mit Spülmittel versuchte, den Schaden einzudämmen. Heute, fast 20 Jahre später ist der Hirte tatsächlich wieder gesichtslos, die Farbe scheint verblichen zu sein.
Nebst dieser Sache mit dem Gesicht blieb mir aber in erster Linie die kindliche Freude und Begeisterung an der Krippe in Erinnerung.
So manches mal fragte ich mich als junge Mama, ob nicht die Flut der Geschenke den wahren Grund für Weihnachten verdrängen. Es war mir immer wichtig, die Geburt von Jesus, ins Zentrum zu stellen. Und das ist am heiligen Abend manchmal gar nicht so einfach. Der Reiz der Päckchen unter dem Tannenbaum ist hoch und dagegen anzukämpfen ist schwierig. Doch zum Glück besteht Weihnachten nicht nur aus den wenigen Stunden zwischen Abendessen und Bescherung am Heiligen Abend.
Manchmal sind es die kleinen Momente: das Staunen an der Krippe, wo schon das Kleinkind versteht, was da passiert ist und dass wir an Weihnachten einen ganz besonderen Geburtstag feiern. Manchmal ist es eine Geschichte oder auch ein Film, die Kinder- und Elternherzen berühren. Wann das genau passiert, ist vielleicht gar nicht so wichtig. Und planen oder machen können wir es ja sowieso nicht wirklich.
Aber wir können Gelegenheiten schaffen: Eine Krippe aufstellen, Geschichten erzählen, die Weihnachtsgeschichte lesen, Lieder singen, einen Gottesdienst besuchen, miteinander ins Gespräch kommen, über das, was Weihnachten wirklich ausmacht. Und diese Gelegenheiten können wir nutzen, um zur Ruhe zu kommen und miteinander sich auf das zu besinnen, was Weihnachten wirklich ausmacht: Der Retter ist geboren und er lebt und möchte uns begegnen!
Zu diesem Thema sind mir 2 Lieder geblieben, die wir oft in der Kirche mit den Kindern gesungen haben:
«S Grööschte Gschänk» von Andrew Bond
«Hüt fiired mir din Geburtstag» von Adonia (z.B. auf der CD Stärneklar)
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!