Die Arbeiter-Handschuhe / Sommer-Blogreihe Teil 4

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Es war ein grosser Tag für unseren damals noch kleinen Sohn, als sein Papa ihm «richtige» Bauarbeiter-Handschuhe, eine Schubkarre und ein «Häckeli» schenkte. Mit dieser Ausrüstung, das war für ihn klar, gehörte er auch zum Trupp der Landschaftsgärtner. Und wenn er denn hin und wieder mit Papa und seinen Jungs zum Znüni mitfahren durfte, um bei Rivella und Sandwich in der Beiz zu sitzen, dann war sein Glück perfekt. Den heimischen Garten bearbeitete er nach Kräften genau so, wie es der Papa vorgemacht hatte, meistens…

Noch viele Handschuh-Paare folgten diesem ersten Paar und viele Jahre sollte sich unser Sohn den Gärtnern zugehörig fühlen, sein erstes Handy hat er sich später mit der Mitarbeit im Betrieb verdient. Bis er sich schliesslich für seinen eigenen Beruf entschied und das Häckeli gegen den Kochlöffel tauschte.

Doch dieses erste Paar Handschuhe blieben für mich ein Symbol für die 3. Bindungswurzel, die sich direkt an die zweite, mit dem Wunsch “ich will so sein wie du!”, anschliesst. Durch diese Handschuhe gehörte er, aus seiner Sicht, dazu. Seine Loyalität dem Papa und seinen Jungs gegenüber war riesig. Wenn Kinder diesen Wunsch nach Zugehörigkeit entwickeln entsteht eine grosse Loyalität: der Wunsch, es dem betreffenden Erwachsenen recht zu machen. Diesen Wunsch sollten wir ehren, bildet er doch die Grundlage für das «Wohlverhalten», dass wir uns alle wünschen.  Manchmal fordert es uns heraus, ihn hinter einem vermeintlichen Fehlverhalten zu erkennen. Ich erinnere mich an die Situation, als meine schönen Küchenkräuter dem Häckeli zum Opfer fielen. Kräuter oder Unkraut war für den 3 -jährigen noch schwierig zu unterscheiden. Aber seine Idee war, dass er mir mit jäten eine Freue machen wollte…

Der kleine Gärtner, erfüllt mit dem Wunsch zu den Grossen zu gehören….

Der kleine Gärtner, erfüllt mit dem Wunsch zu den Grossen zu gehören….

In der Pubertät ist die Frage nach der Zugehörigkeit und der Loyalität geradezu riesig und allgegenwärtig, mitunter gar identitätsstiftend. Das Thema ist riesig, deshalb hier nur der eine zentrale Punkt: Wem fühlt sich der Jugendliche hauptsächlich zugehörig? Wem gilt seine erste Loyalität? Sind wir das als Eltern (oder andere fürsorgliche Erwachsene) oder sind es die Kollegen, eine Band oder ein Fussballclub? Alles keine schlechten Sachen, die durchaus ihre Berechtigung haben, aber die entscheidende Frage ist, wer an erster Stelle steht.

-> mehr zu diesem Thema im Kurs “Pubertät verstehen” Infos folgen demnächst!


Ps. Den Gärtner-Papa und seine Jungs findest du auf www.indermaur-gartenbau.ch :)

Angela Indermaur