Spannung liegt in der Luft...

 
 

«Ich habe 4 Geschenke - Adventskalender und zum Nikolaus bekomme ich das neue Lego Set. Die Wunschliste für Weihnachten habe ich schon in den Herbstferien geschrieben…» Als ich dem 8-jährigen Kind beim Erzählen zuhörte, fühlte ich die Spannung geradezu selbst. Wenn einen ganzen Monat lang an jedem Tag 4 Adventskalenderpäckchen auf einen warten, dazu der Nikolaus Geschenke bringt und Weihnachten, das Fest der Geschenke (?) erst noch vor der Tür steht, ja da fehlt es an Spannung bestimmt nicht. Und nebenbei läuft ja auch noch der ganz normale Alltag, der aber so normal in der Adventszeit gar nicht ist. Zwar müssen trotzdem Matheprüfungen geschrieben werden, aber es warten auch allerlei Überraschungen und spezielle Anlässe.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und viele Kinder (und Eltern) sind einfach müde. Doch anstatt man sich einfach nur auf entspannte Ferien freuen kann, steht am Anfang dieser Ferien für viele das grösste Highlight des Jahres.

Nun, das klingt jetzt, als währe ich ein Weihnachtsmuffel. Doch das bin ich gar nicht, ich liebe diese Zeit mit allem Drum und Dran.

Aber ich weiss auch aus eigener Erfahrung wie streng und eben spannungsgeladen die Vorweihnachtszeit sein kann. Und irgendwie, so dünkt es mich, wiegen Streit und Ungereimtheiten in der Familie um diese Zeit schwerer als unter dem Jahr. Wahrscheinlich haben wir alle einfach höhere Erwartungen an uns selbst und auch an die Familie.

Nun können wir die Spannung nicht einfach umgehen, irgendwie gehört sie ja auch zu dieser Zeit. Natürlich können wir uns fragen, ob es wirklich mehrere Adventskalender sein müssen und ob der Nikolaus vielleicht wie früher einfach Nüssli, Mandarinen und Schokolade bringen könnte statt Playmobil und co.?

Im Sinne des Grundsatzes von Gordon Neufeld «hinzufügen statt bekämpfen» könnten wir uns auch überlegen, was wir denn Hilfreiches in dieser Zeit hinzufügen könnten.

Ich bin auf jeden Fall dafür, jeden Tag oder so oft wie möglich eine Dosis «Ruhe» hinzuzufügen. Ruhe bedeutet im entwicklungspsychologischen Sinn nicht unbedingt die Abwesenheit von Lärm. Ruhe kann vieles sein und vielleicht findest du unter diesen Punkten den einen oder anderen den du in deiner Familie integrieren könntest?

  • Ruhe = Zeit zum freien Spielen oder auch für eine gemütliche Spielerunde.

  • Ruhe = Zeit für ein Fussbad, ein heisses Schaumbad oder auch einfach eine heisse Schokolade oder eine Tasse Tee.

  • Ruhe = Spaziergang oder Schlittelrunde an der frischen Luft

  • Ruhe = Zeit zum Lesen oder Vorlesen und auch zum Malen und Basteln

  • Ruhe = Zeit um die Weihnachtsgeschichte neu zu entdecken

  • Ruhe = Fotoalbum anschauen und in Erinnerungen schwelgen oder auch ein Puzzle machen

  • Ruhe = nichts leisten müssen, kein Ziel erreichen und manchmal auch einfach Schlafen 😊

 All diese Dinge und natürlich noch viel mehr können unserem Nervensystem helfen, in die Entspannung zu kommen. Denn so schön Spannung sein kann, so kann zuviel davon in Stress und Frustration ausarten. Um das möglichst zu vermeiden brauchen wir alle immer wieder Momente der Ent-Spannung oder eben der Ruhe. Momente, wo wir uns sicher fühlen und unser Nervensystem zur Ruhe kommen kann.

In diesem Sinne wünsche ich dir und deinen Kindern jeden Tag einen ruhigen Moment in dieser Adventszeit!

 

Speziell für Mamas habe ich vor 2 Jahren einen Blogbeitrag geschrieben, der in eine ähnliche Richtung geht. Vielleicht liest du ihn (noch) einmal?